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Rennbericht - Einsteinmarathon 27.9.2015

Nach 2:45 Stunden entschieden doch nur Sekunden!

Moritz Popp - Platz 2 beim Einsteinmarathon 2015

Die Vorbereitung zu meinem siebten Marathon verlief erstaunlich gut. Die Balance zwischen Familie, Job und Training habe ich schnell gefunden. Nach zwei Wochen ruhigem Training, einer Woche ohne Kaffee, drei Tagen ISO-Sport-Drink, einem Tag Essen bis der Bauch platzt und einer riesen Portion Kartoffeln am Samstagabend, waren die Energiespeicher voll und die Maschine bereit. Am Rennsonntag halfen ein Honigbrot und nochmal ein halber Liter ISO-Drink sowie eine halbe Banane die drei Stunden bis zum Start um 9:10 Uhr zu überbrücken.

Moritz Einstein 2015

9:10 Uhr: Vier, drei, zwei, eins und los! Wie erwartet war der erste km mit 3:36 min/km etwas schnell. Danach brauchte ich etwas, bis ich mein Grüppchen im planmässigen 3:45 min/km Tempo gefunden hatte. Der erste Motivationsschub von den Zuschauern liess nicht lange auf sich warten. Mein Bruder Justus war ab km 1 immer wieder präsent und bei km 4 warteten schon die ersten PERIaner. Nach der ersten Verpflegungsstation machten sich auch schon die Begleiter mit ihren Fahrräder bereit. "Marathon 5. Mann" stand auf jenem Fahrrad, welches mir plötzlich nicht mehr von der Seite wich. Ab km 7 schliessen meine drei Trainingskollegen Ben, Dieter und Torben von der TSG Söflingen zu mir auf. Jetzt wusste ich, dass ich nicht mehr auf die Uhr schauen musste. Torben "das Zugpferd" lief wie eine Maschine auf 3:45 km/min. Dieter, Ben und ich folgten. Bei Gegenwind schirmten sie mich perfekt ab und ich konnte etwas Kräfte sparen. Bei km 14 überholten wir den 4. Marathon Mann. Nach 20 Rennkilometern verabschiedeten wir uns, ich lief gerade aus der Donau entlang auf die zweite Marathonhälfte und meine Edelhelfer bogen in die Altstadt Richtung Halbmarathon Ziel ein. Nun hatte ich "nur" noch meine Polar GPS Uhr für das Tempo und die nette Frau auf dem Fahrrad für etwas Unterhaltung auf den zuschauerlosen, einsamen Streckenpassagen. Die Dame war sehr nett und wir verfolgten unser Ziel den dritten Mann, welcher immer in Sichtweite war zu überholen. In der Stadt holte ich auf, doch schon auf Höhe der Ehinger Anlagen vergrösserte sich der Abstand langsam aber merklich.

Wie auf der ersten Hälfte tauchte wieder ein "TSG Söflingen Rückenwind" auf. Diesmal war es Karsten, der als Zuschauer auf seinem viel zu kleinen Damenfahrrad unterwegs war. Wie das Motorrad mit der Schiefertafel bei der Tour de France versorgte er mich mit Informationen der Spitze und half mir durch die klassische Kriese bei km 30. Da ich nie über 30 km im Training gelaufen bin, wusste ich, dass es jetzt spannend wird. Ich hörte in mich: Dank der ISO-Drinks, Bananen und einem Gel war die Energie da, aber die Beine schmerzten schon. Das Tempo viel von 3:45 min/km auf teilweise 4:00 bis 4:25 min/km. Platz 3 rückte in weite Ferne und teilweise ausser Sichtweite. "Nach hinten hast du Luft" beruhigte mich Karsten immer wieder und ermutigte mich "mein" Tempo zu halten. Nach 35 km in Wiblingen, quälte ich mich immer noch und die Krise schien kein Ende zu nehmen. Mit Mühe versuchte ich wieder etwas in Fahrt zu kommen und das Tempo um die 4:15 km/min zu stabilisieren und meinen vierten Platz zu halten. Erschwerend kam nun noch das gefürchtete Schotterstück entlang der Iller dazu. Nach 36 km spürte ich zwar nicht mehr jeden Stein unter dem Schuh aber jede Unebenheit brachte mich aus dem Rhythmus. Platz drei war nicht mehr zu sehen. Mehrfaches Umdrehen nach hinten gab mir jedoch die Sicherheit, dass ich noch etwas "Luft" hatte. Aber ich wusste, ich muss das Tempo halten. Mit schmerzenden Beinen konnte ich mich bei 4:18 min/km einpendeln. Nach der Einmündung der Iller in die Donau tauchte plötzlich, kurz nach km 39, der SSV Ulm Läufer Mahdi vor mir auf. Mahdi hatte das Rennen lange angeführt und musste eingebrochen sein. Ich überholte ihn, übernahm den dritten Platz und passierte die 40 km Marke mit neuer Energie in den Beinen. Beflügelt von der Chance auf den dritten Platz und der Tatsache, dass es nur noch 2 km, 5 Bahnrunden, bis ins Ziel waren, steigerte ich mein Tempo nochmal auf unter 4:00 min/km. Auf dem eckigen Kurs durch die Stadt in Richtung Ziel kam ich nun auch dem zweiten, den ich schon aus den Augen verloren hatte, wieder näher.  Auf der Eisenbahnbrücke über die Donau waren es nur noch 60 Meter Abstand. Am Hauptbahnhof, 600 m vor dem Ziel musste ich einem der Begleitfahrräder ausweichen und bekam einen Krampf in der rechten Wade. Ich überlegte kurz, ob ich das Tempo rausnehmen sollte, setzte dann aber zum Überholmanöver des Zweitplatzierten an. Leicht humpelnd und nur noch auf der rechten Ferse laufend, lief ich an ihm vorbei. Zum Glück ging es danach leicht bergab in die Unterführung zum Xinedome und meine Wade erholte sich wieder etwas. Auf den letzten Metern platzierten sich einige Freunde und Kollegen an der Strecke und ich mobilisierte nochmal alle Kräfte für die letzten 200 m die Fussgängerzone hinauf zum Münsterplatz. Ich warf nochmal kurz einen Blick nach hinten und freute mich schon über diesen unglaublichen zweiten Platz.

Wie ich dann später im Ziel erfahren hatte, war mir der dritte Läufer, den ich wohl bei meinem letzten Blick nach hinten doch nicht mehr so richtig gesehen hatte, noch dicht auf den Fersen und nur 9 Sekunden (6 Sek. netto) hinter mir.

Am Ende dieses Rennberichtes möchte ich die Gelegenheit nutzen mich ganz besonders bei meiner Familie zu bedanken. Ein Dankeschön geht auch an meine Laufkollegen von der TSG Söflingen, PERI, Orthopädie Schuhtechnik Kraus und an alle Freunden und Kollegen an der Strecke!  Danke für eure Unterstützung!

K